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W wie Wissen | Der Kampf um das Moor von W wie Wissen
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Der Mensch und das Moor, diese Beziehung hat eine lange Geschichte. Über Jahrtausende hinweg hat der Mensch das Moor bekämpft. Unheimlich war es, nutzlos, störend. Also wurden Moore trockengelegt, um sie für die Landwirtschaft nutzen zu können. Und bis heute werden die Moore genutzt, um Torf zu gewinnen. Für Torf gibt es immer noch einen gigantischen Markt.
Gerade im Gemüseanbau bei der Aufzucht der Keimlinge ist Torf noch schwer zu ersetzen. In Deutschland findet zwar nahezu kein Torfabbau mehr statt, bis 2025 soll er ganz eingestellt sein. Doch dafür ziehen die Torfmaschinen längst woanders gewaltige Schneisen in die Moorlandschaften, zum Beispiel im Baltikum.
Gewonnen wird dabei Torf für Garten- und Gemüsebau, aber auch der sogenannte Energietorf, der in speziellen Kraftwerken zur Stromerzeugung verbrannt wird: ein ökologischer Wahnsinn!
Denn bereits die Trockenlegung von Mooren setzt große Mengen des Treibhausgases CO2 frei und heizt damit den Klimawandel an. Außerdem geht wichtiger Lebensraum für viele Pflanzen und Tiere durch die Trockenlegung verloren - ein ökologischer Supergau, der inzwischen aus Deutschland in andere Länder verlagert wird.
Mehr Moore und Feuchtgebiete müssen wieder vernässt und renaturiert werden.
Dabei ist eine schonende landwirtschaftliche Nutzung von Mooren durchaus möglich - die sogenannte Paludikultur. Manche Nutzpflanzen gedeihen gut auf Moorböden, und auch eine Beweidung ist möglich.
Torferde hat erstaunliche Fähigkeiten. Sie kann ein Vielfaches ihres Gewichts an Wasser speichern und ist gleichzeitig locker und nährstoffreich. Torfersatzprodukte gibt es zwar inzwischen viele, doch den perfekten Ersatz bislang noch nicht.
Das Torfwerk Ramsloh hat hundert Jahre lang klassisch Torf abgebaut, nun baut das Unternehmen auf hier eine neue, nachhaltige Zukunftsperspektive auf: Auf 14 Hektar abgetorfter Fläche wird Torfmoos angebaut. Die Herausforderung: Moos ist eine Sporenpflanze, die bisher nicht professionell kultiviert worden ist. Noch weiß niemand so genau, was sie zum Wachsen im Freiland braucht.
An diesem Problem arbeitet der renommierte Moosforscher Prof. Ralf Reski in Freiburg. In seinem molekularbiologischen Labor wächst Torfmoos in fünf Bioreaktoren heran. Gesucht sind besonders leistungsfähige Arten, die sich für den kommerziellen Anbau kreuzen und züchten lassen. Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend. Ziel ist es, in Zukunft anstelle von Original-Torf Torfmoose einsetzbar zu machen. Dann wäre Torf auch im Garten verzichtbar, die Hobbygärtner müssten umdenken.
Mit Maßnahmen wie Renaturierung, Vernässung und die erfolgreiche Produktion von Torfmoos könnte der Arten- und Klimaschutz unterstützt werden und die Moore ihre wichtige Rolle als CO2-Senker wieder erfüllen.